07 März 2017

Anmut - Eine fast vergessene Qualität

Anmut wirkt anziehend auf uns Menschen, auch wenn dieser Begriff schon recht veraltet erscheint. Wir sehen sie bei Tänzern in ihrer Leichtigkeit und Eleganz. Wir schätzen ihre Harmonie und Schönheit, die von innen her leuchten und sich in der äußeren Form wiederspiegeln. Sie umgeben einen Menschen oder auch Dinge mit einem gewissen Zauber. Dann nehmen wir eine schöne Ausstrahlung und sogar einen Liebreiz wahr, der uns attraktiv erscheint. In Gegenwart von Anmut können wir uns leichter entspannen. Wie nehmen sie als positiv wahr.

Wie wäre es also, ein wenig mehr dieser Anmut in unser Leben einzuladen und sie für uns zu entwickeln? Sie zu beleben, kann wieder eine neue Qualität ins Leben bringen, die bereichernd und auch entspannend wirkt. Unser Alltag ist ohnehin schon voll von komplizierten Regeln und oft bleibt nicht viel Zeit zu allen möglichen Übungen. Hier könnte das Wiedererwecken der Anmut gute Dienste für eine harmonischere und entspanntere Haltung leisten – und zwar im buchstäblichen Sinne des Wortes. Möglicherweise kann man damit Verspannungen besänftigen und auch etwas aus dem Hamsterrad der Hektik herauskommen.




Wie aber kann man wieder anmutiger in der äußeren und auch inneren Haltung werden? Vielleicht können Dir einige der folgenden Gedanken hier Hinweise geben:


Richte Dich auf

Eine Hilfe kann die Vorstellung sein, dass ein goldener Faden an Deinem oberen hinteren Teil des Kopfes befestigt ist, der Dich in die Höhe zieht. Hals und Nacken werden damit lang, die Schultern senken sich ein wenig. Der Brustkorb wird freier und die Atmung leichter. Den Trick mit dem goldenen Faden kennt man z.B. auch aus der Yoga-Praxis, um sich besser aufzurichten.


Nimm eine flexible, fließende Haltung ein

Versuche, Starrheit in Deiner Haltung und auch beim Gehen wahrzunehmen und sie durch etwas Weichheit aufzulösen. Zu viel Kraft und Starrheit in der Aufrichtung erzeugt eine übergroße Spannung. Das berühmte „Brust raus, Bauch rein“ erzeugt diese Über-Spannung aber auch die bekannten hochgezogenen Schultern oder das Zähne-Zusammenbeißen.


Gib Deinem Atem Raum

Versuche, die Bauchmuskeln weniger zu spannen, sodass sich Dein Zwerchfell freier dehnen kann. Der Atem kann dann sowohl Bauch als auch die Seiten und sogar etwas den Rücken bewegen. Ebenso wird der Kopf freier und man ist nicht nur auf Automatismen in Gedanken und Bewegungen angewiesen, denn man erlangt für das gesamte Körpersystem mehr Raum.

Anmut ist eine bewegliche Schönheit.
Friedrich von Schiller

Erspüre eine „mittlere Spannung“

Sie soll Dich weder zusammensacken noch verhärten lassen. Dies erfordert Achtsamkeit für Deinen Körper und schult Dich darin, Deinem Befinden, Empfinden und Deiner Haltung Aufmerksamkeit zu schenken. Eine mittlere Anspannung verleiht Deinen Bewegungen die richtige Dosis an Spannkraft, ohne Dich zu schnell in die Verausgabung rutschen zu lassen. Sie wirkt kreatürlich und natürlich.


Achte auf fließendere, weichere Bewegungen

Eckige, zackige Bewegungen fordern Dir viel Kraft und Spannung ab. Sie erschöpfen Dich schneller und lassen Dich maschinenartig funktionieren. Das Fließende in Deinen Bewegungen wirkt entspannend auf Dein gesamtes System, denn es erhält das Signal, dass die Situation nicht gefährlich ist oder zu Kampfbereitschaft mahnt.


Sorge für Wärme

Ausgekühlte, versteifte Glieder lassen sich nicht gut anmutig bewegen. Kalte Füße lassen keinen weichen, schönen Gang zu. Einige Tipps, um Dich nach Kälte und Anspannung aufzuwärmen, findest Du >>hier. Auch Herzenswärme ist wichtig für die Harmonie. Pflege sie für Dich und andere und umgib Dich mit warmherzigen Menschen, die Dir gut tun. Gib Dir und anderen Nestwärme, in der man als Mensch gut gedeihen und sich entspannen kann.

Eine gewisse feierliche Grazie bei gewöhnlichen Dingen, eine Art von leichtsinniger Zierlichkeit bei ernsthaften und wichtigen kleidet ihn wohl, weil er sehen lässt, dass er überall im Gleichgewicht steht.

Johann Wolfgang von Goethe

Sorge für Weichheit

Füge Deiner inneren Einstellung Dir selbst und Deiner Umgebung gegenüber mehr Weichheit hinzu. Güte und Verständnis schenken Dir mehr Raum in Deinen Urteilen und Reaktionen. Dein Umgang mit Dir und anderen wird angenehmer und freudvoller und verleiht dem Leben mehr Leichtigkeit. Damit harmonisieren sich innere und äußere Haltung und Du baust innere Spannungen besser ab.


Achte auf das Schöne

Richte Deine Aufmerksamkeit immer einmal wieder auf das Schöne und Natürliche im Leben. Verbringe nicht Deine gesamte Zeit mit dem Lösen von Problemen und Aufgaben. Lege Pausen ein, in denen Du Dich Dir selbst widmest und Dich z.B. an der Schönheit eines Augenblicks, der Natur, eines Kunstwerks erfreust. Auch das Feine und Zarte darf seinen Platz in unserem Leben haben.


Gönne Dir ein Lächeln


Ein feines Lächeln wirkt sich aufhellend auf Deine Stimmung aus und sendet entspannende und positive Signale an Deinen Körper. Lass Deine Lippen weich aufeinander liegen, hebe die Mundwinkel ein wenig und lass sich Dein Gesicht mit Sanftheit entspannen. In den meisten Fällen wird auch Deine Umgebung entspannter und freudiger auf Dich reagieren und Du holst mehr Freundlichkeit und auch Grazie in Dein Leben.

Anmut ist ein Ausströmen der inneren Harmonie.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

Erlaube den Gegensätzen des Lebens da sein zu dürfen

Auch dies bringt Entspannung und Würde in Deine Haltung zum Leben und Du wirst weniger zu hektischen Ausbrüchen neigen. Sorge für Ausgleich, wenn Du große Anspannung hattest. Sorge für Bewegung, wenn Du eine Phase der Stille hattest. Gleiche die Dinge Deines Alltags aus mit fließenden Übergängen und verleihe Deinem Leben eine gewisse Leichtigkeit.


Nimm Dir Zeit

Versuche Deine Pläne und Vorhaben so zu gestalten, dass Dir Zeit für Dich und für Unvorhergesehenes bleibt. Finde Dein eigenes Tempo und konkurriere nicht mit anderen, um  schneller zu sein. Gib Dir Gelegenheit, um Dich an Deinem Erreichten zu erfreuen und es anzuschauen. Genieße auch einmal die Langsamkeit, den Augenblick, Deine eigene sanfte Bewegung.


Aufrichtigkeit und Würde sind Teil Deiner Anmut

Achte die Würde bei Dir selbst und bei anderen. Wenn Du zu Deinen Werten stehst, strahlst Du Aufrichtigkeit aus. Dies gibt Dir Klarheit über Dich selbst und auch andere verstehen Dich besser in Deinen Entscheidungen und Handlungen. Du wirst Dir zudem Deiner Grenzen bewusster und kannst sie auch anderen besser aufzeigen. Ebenso wird sich damit Deine Körperhaltung aufrichten und verspannte Schultern und der Nacken können sich bessern.




Es wäre schön, wenn Dir diese Vorschläge hilfreich sind, um Deine Dir eigene Anmut wieder aus dem Dornröschenschlaf aufzuwecken. Und denke daran, dass Anmut nichts mit Künstlichkeit oder Prinzessinnengehabe zu tun hat, sondern einfach seinen Platz in der menschlichen Natur hat. Wenn wir sie als Gegensatz zu Grobheit, Plumpheit, Schroffheit, Unaufmerksamkeit und Tölpelhaftigkeit sehen, wird es vielleicht deutlicher.


Probiere doch einfach einmal aus, wie sich die Haltung der Anmut auf Dich auswirkt und beobachte die Veränderungen. Es kann eine gute Gelegenheit sein, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und für sich selbst gut zu sorgen. Hab viel Freude bei diesem kleinen Experiment und möge es Dir zur Entspannung, Entschleunigung und Inspiration dienen.


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